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Agile Methoden wie Scrum und Kanban werden nicht mehr nur von Softwareentwicklungsteams eingesetzt, sondern helfen einer Vielzahl von Teams. Die Methoden basieren auf einem evolutionären Verbesserungsprozess. Ein zentrales Instrument, um in regelmäßigen Abständen kleine Verbesserungen anzustoßen, sind sogenannte Retrospektiven.
Warum Retrospektiven?
Nach dem Prinzip "Inspect & Adapt" ermöglichen Retrospektiven einen Blick auf die Metaebene der Zusammenarbeit. Das bedeutet, dass für die Dauer eines klar definierten Treffens der Fokus auf den Prozessen in der Zusammenarbeit und nicht auf den Inhalten liegt.
Auf diese Weise...
- wird ein mögliches Frustrationspotenzial innerhalb des Teams frühzeitig erkannt
- wird Raum geschaffen, um Themen im Team offen anzusprechen
- die gewonnenen Erkenntnisse genutzt werden können, um Maßnahmen zu entwickeln, die das Team effektiver und die Zusammenarbeit angenehmer machen.
Wie funktionieren Retrospektiven?
Retrospektiven können am Ende einer Iteration oder eines (Teil-)Projekts stattfinden und sollten einen klar definierten Moderator haben, der die Retrospektive vorbereitet und durch sie führt.
Eine Retrospektive kann in 5 Phasen unterteilt werden:
- Einchecken: Das Team kommt zusammen, das Format und die Ziele werden kurz erklärt. Da der bevorstehende Prozess der "Meta-Konversation" und das Ansprechen von Problemen für einige Teilnehmer/innen ungewohnt sein kann, spielt diese Einführung eine wichtige Rolle.
- Sammeln von Daten: Was ist in letzter Zeit passiert? Was ist gut gelaufen? Was nicht? Welche Daten über Qualität, Produktivität usw. gibt es? Das Ziel ist ein offenes Brainstorming, bei dem alle Punkte und Gedanken willkommen sind und z.B. auf Post-its gesammelt werden. Am Ende sollten die Punkte gruppiert und nach Prioritäten geordnet werden.
- Einsicht gewinnen: Warum sind die Dinge so, wie sie sind? An diesem Punkt wird versucht, der Ursache für die zuvor gesammelten "Symptome" auf den Grund zu gehen. Erst dann kann im nächsten Schritt eine tatsächliche Verbesserung erreicht werden.
- Entscheidung über Maßnahmen: Was wollen wir ändern? Welche Verhaltensweisen und Schritte im Alltag sind davon betroffen? Wer wird diese Veränderung durchführen?
- Schließen: Dies ist ein Rückblick auf die Veranstaltung und möglicherweise ein Blick in die Zukunft. Mit welchem Gefühl verlassen die Teilnehmer/innen die Retrospektive? Hat sich die investierte Zeit gelohnt? Was könnte beim nächsten Mal anders oder gleich gehandhabt werden? So wird ein klares Fazit gezogen und der Moderator hat die Möglichkeit, die nächste Retrospektive zu verbessern.
Die metaFox deep pictures in Retros
Die deep pictures Bildkarten können an verschiedenen Stellen im agilen Prozess eingesetzt werden - wir möchten dir im Folgenden zwei Beispiele vorstellen.
Die Bühne bereiten / Check-in mit den deep pictures:
Um mit der Retrospektive zu beginnen, ist es wichtig, dass sich alle Teilnehmer/innen ihren Kolleg/innen und der Methodik gegenüber öffnen. Die Themen, die in einer Retrospektive ans Licht kommen, sind oft eher menschlicher als technischer Natur - z. B. bestimmte Gewohnheiten eines Kollegen oder Elemente der Kommunikation im Team. Diese "emotionalen Themen" in einem Team von Kollegen zu besprechen, kann einigen seltsam vorkommen.
Die deep pictures kann bei dieser Art von Problemen auf folgende Weise helfen:
- Die Moderator der Retrospektive (in der Regel der Scrum Master) verteilt einen Stapel oder eine Auswahl von Bildkarten mit dem Bild nach oben auf dem Tisch oder Boden in der Mitte der Teilnehmer/innen.
- Dann fordert sie alle Teilnehmer auf, eine Karte zu wählen. Die Auswahl kann durch eine Frage gelenkt werden, wie zum Beispiel
- Welches der Bilder repräsentiert deine aktuelle persönliche Situation?
- Welches der Bilder beschreibt für dich die Teamerfahrung im letzten Sprint gut?
- Nun werden die Teilnehmenden aufgefordert, "ihre" Karte dem Team vorzustellen und kurz zu erklären, warum diese Karte gewählt wurde. Die Herausforderung, eine Karte auszuwählen, und die Möglichkeit, mit Bildern und Worten zu kommunizieren, dient als Aufwärmübung und erleichtert es, später sensible Themen anzusprechen.
Auch wenn diese Art des Einstiegs in die Retro etwas mehr Zeit in Anspruch nimmt als andere Methoden, lohnt sich die Investition, denn oft tauchen bereits relevante Themen für Phase 2, die "Datenerhebung", auf.
Der Abschluss einer Retrospektive mit dem deep pictures
Am Ende des Retros ist es wichtig, dass die Teilnehmer/innen einen emotional gelungenen Abschluss finden und in der Lage sind, die relevanten Entscheidungen in persönliches Verhalten umzusetzen. Die deep pictures kann auch hier ein nützliches Werkzeug sein:
Ähnlich wie bei der Einleitung verteilt der Moderator die Karten und fordert alle auf, ein Bild auszuwählen. Anders als zuvor wird die Leitfrage auf das Jetzt oder in die Zukunft gerichtet:
- Wie fühlst du dich nach dieser Retrospektive? Welches Bild beschreibt deinen Zustand am besten?
- Welches Bild kann dir als Anker dienen, um die Erkenntnisse aus den vorherigen Phasen im nächsten Sprint erfolgreich umzusetzen?